Kapitel 2. Angriff ist ein Merkmal der Überlegenheit
….. Der 1. Weltkrieg endete mit dem Versailler Vertrag, laut welchem Deutschland nicht nur manche von den Deutschen besiedelte Gebiete (d.h. einen Teil der potentiellen Rekruten) verlor, sondern auch – was wichtiger war – ihm das Recht entzogen wurde, Luftstreitkräfte, Panzertruppen, mittlere und schwere Artillerie aufzustellen und zu unterhalten. Insgesamt wurde die für Deutschland erlaubte Anzahl der Bodentruppen (der Reichswehr) auf 10 Divisionen beschränkt. Die Ententemächte verheimlichten doch nicht, dass sie zum Ziel hatten, das Kriegspotential von Deutschland so zu schwächen, daß Deutschland dem „Club“ der europäischen Großstaaten nie wieder beitreten können wird. Andererseits wurden dem sowjetischen Russland - ungeachtet, daß es seine Alliierten in Brest verraten hatte, ungeachtet, daß die neue russische Macht ohne Gericht das Vermögen englischer, französischer und amerikanischer Bürger und Gesellschaften beschlagnahmt hatte, - keine Beschränkungen auferlegt.
Das Land des „Proletariates, das gewonnen hat“ ist (ähnlich wie Libyen oder Nordkorea in der heutigen Welt) keineswegs zu einem Schurkenstaat geworden. Überhaupt nicht! Die Proletarier, die den Sieg davongetragen haben, (aus der Mitte der ehemaligen Kaufleute, Lumpenintellektuellen sowie der einfachen Schlitzrohre, wie z.B. Ganetzki) bereisten führende Hauptstädte der Welt, kauften Waffe und Militärtechnologien auf, warben fast offen „Agenten des Einflusses“ an, verlockten militärische und technische Fachleute mit Heidengeld. Die geniale Prophezeiung von Uljanow-Lenin, „für uns nützliche Idioten“ (und zwar in einer großen Menge) werden sich im verdorbenen bürgerlichen Westen finden, hat sich zu 200% erfüllt.
Auf diese Weise und in völliger Nichtübereinstimmung mit ewigen Wehklagen der kommunistischen Propaganda ("Die Geschichte hätte uns wenig Zeit gelassen" ) gab die berüchtigte „Geschichte“ (d.h. „nützliche Idioten“ in London, Paris und Washington) der Sowjetunion bedeutend mehr Zeit für die Vorbereitungen zum Großkrieg im Gegensatz zu Deutschland.
Zeit ist eine sehr wichtige und in manchen Dingen sogar eine ausschlaggebende Ressource. Wie der berühmte Aphorismus lautet: "Sogar neun Frauen können kein Kind in einem Monat gebären". Die Ausbildung von militärischen Fachleuten (Panzersoldaten, Artilleristen, Fliegern, Steuermännern) braucht noch mehr Zeit, als eine normale Schwangerschaft. Und um einen millionenstarken Bestand an ausgebildeten Reservisten zu bilden, braucht man um so mehr viele Jahre. Deutschland standen diese Jahre nicht zur Verfügung, was auf die UdSSR nicht zutraf.
Aber allein durch die Zeit selbst und durch riesige personelle und natürliche Ressourcen konnte man die Aufgabe zur Schaffung einer leistungsstarken Armee Mitte des 20. Jahrhunderts nicht lösen. Es wurden auch moderne Industrie, Ingenieure und Wissenschaftler benötigt. An Ressourcen dieser Art mangelte es im Land sehr stark – Bolschewisten hatten unbedacht einen großen Teil der Wissenschaftler und Ingenieure getötet oder zur Flucht aus dem Land gezwungen. Jenseits der Meere, Ozeane entwarfen Sikorski, Sewerski und Kartwelli ihre Jagdflugzeuge, englische und amerikanische Flugzeuge wurden mit hochoktanigem Flugbenzin getankt, das nach der Ipatjew-Technologie produziert wurde … Stalin standen begabte Jugendliche zur Verfügung (aber sie mußten noch lernen, lernen und lernen) und Millionen Häftlinge, die eine unvorstellbare Menge Erz abbauen konnten, mit der man von anderen Häftlingen ausgehobene riesige Kanäle zuschütten konnte. Und noch was, man konnte dieses Erz im Ausland verkaufen und im Austausch dafür schöne Geldscheine mit Portraits von weisen Präsidenten oder sogar Gold bekommen. Aber Gold ist ein hochgradig nutzloses Metall. Daraus kann man sogar keinen guten Nagel machen. Und über ein goldenes Bajonett (schwer und weich) ist es überhaupt lächerlich zu sprechen.
Die Lösung für dieses Problem wurde wieder im Westen gefunden. Angesichts einer scharfen Wirtschaftskrise (Ende der 20er – Anfang der 30er Jahre) fing die Großbourgeoisie hochentwickelter Industrieländer der Welt an, Stalin Militärtechnik, Technologien, Werkmaschinen, Laboratorien, Prüfstände, ganze Werke um die Wette zu verkaufen, indem dabei zueinander in hartem Wettbewerb standen. Die unvernünftige, unmoralische und selbstmörderische Politik des Westens gab Stalin die Möglichkeit, riesenhafte finanzielle Ressourcen (die sowohl bei ehemaligen Besitzern mit Gewalt beschlagnahmt, als auch dank der Arbeit einer millionenstarken Armee der Kolchos- und GULAG-Sklaven wieder geschaffen wurden) in Haufen Waffen und Militärtechnik zu verwandeln.
In gigantischen Unternehmen, die mit neuesten amerikanischen und deutschen Anlagen ausgerüstet waren, vermehrte sich der englische Panzer „Wikkers-E“ in Tausenden Exemplaren unter dem Namen Т-26, die Konstruktion des amerikanischen Ingenieurs Christi verwandelte sich in Tausende sowjetische Panzer BT. Dank deutschen Lizenzen wurde die Produktion von 37-mm- und 76-mm- Flugabwehrkanonen, den berühmten 45-mm-Panzerabwehrkanonen in Gang gesetzt. Französische Flugmotoren unter den bescheidenen proletarischen Bezeichnungen М87/М88 hoben Langstrecken-Bombenflugzeuge DB-3, die mit amerikanischen Autopiloten der Firma „Sparry“ ausgerüstet wurden, in die Luft; mit französischen Motoren, die in М100/М103 umbenannt wurden, waren sowjetische Bombenflugzeuge SB ausgestattet. Es brüllten die Motoren М25/М62 (früher - der amerikanische „Right-Ziklon“) der weltbesten Polikarpow-Jagdflugzeuge I-15 und I-16; im Flugzeugwerk in Fili bei Moskau (Konzession der Firma „Junkers“) wurde das welterste schwere 4 Motoren–Bombenflugzeug TB-3, ausgestattet mit Triebwerken М-17 (BMW-6) gebaut…
Sehr geehrte LeserInnen, wenn es für Sie nicht schwer ist, versuchen Sie, in meinem Buch das nicht zu lesen, was darin nicht steht. Ich behaupte nicht, daß es leicht ist, die Massenproduktion von technisch schwierigen Waffenarten, auch wenn diese auf Basis von importierten Ausrüstungen, importierten Technologien, mit Hilfe von ausländischen Fachleuten und nach ausländischen Lizenzen durchgeführt wurde, zu organisieren.
Es ist leicht, nichts zu machen und das Erbe von Enkeln und Urenkeln zu vergeuden, indem man rohes Erdöl durch ein noch von Vätern und Großvätern gebautes Rohr pumpt. Aber es gab auch kein „beispielloses Wunder“ in der Geschichte der sowjetischen Industrialisierung der 30er Jahre. Solche „Wunder“ geschahen, soviel wir uns erinnern, (und geschehen auch jetzt) in Südkorea, auf Taiwan, in Malaysia, Indonesien, Brasilien, Indien... Der Unterschied bestand nur darin, dass das „arme Russland in Bastschuhen“ schon längst vor dem bolschewistischen Machtantritt eigene Schienen und eigene Dampflokomotiven, Autos und Flugzeuge, Schwere Kreuzer und fast gewichtslose Radioröhren herstellte. Einfach gesagt, war das Russland von 1916 weder Malaysia, noch Singapur…
Stalin und die von ihm empfohlenen Leute konnten die Menschen zur Arbeit zwingen. Man kann darüber streiten, inwieweit rationell diese großen Arbeiten im Sinne des Preis-Ergebnis-Kriteriums organisiert wurden. Kann sein, dass kolossale Investitionen der 30er Jahre bei einer anständigen Konkurrenz- und Marktorganisierung, ohne Aufhebens, Hauruckmethode und Repressalien sogar einen größeren Nutzeffekt hätten erzielen können. Jedenfalls machte sich Stalin über den „Preis“ wenig Gedanken (Häftlinge wuschen Gold in Bergwerken von Koliyma in 3 Schichten auch wochendens und feiertags), und das Ergebnis war gewaltig. Sowjetische „Lehrlinge“ überflügelten ihre westlichen „Lehrer“ zweifellos.
Führen wir nur zwei charakteristische Nachweise an. 1936 konnte Louis Charles Brege, Gründer der größten französischen Flugbaufirma (die auch heute zusammen mit der Firma „Dasso“ Düsenflugzeuge „Mirage“ herstellt) Flugzeugwerke der UdSSR besuchen. Nachdem er nach Hause zurückgekommen war, schrieb er: "Im sowjetischen Flugzeugbau werden zehnmal so viele Arbeiter, wie in Frankreich beschäftigt und 20mal so viele Flugzeuge produziert". Diese Aussage ist natürlich mehr mit Emotionen geballt als statistisch geprägt. Aber interessant ist auch, dass der junge sowjetische Flugzeugkonstrukteur A. Jakowlew nach dem Besuch in französischen Flugzeugwerken im selben Jahre 1936 dieselben Emotionen hatte: "Als ich Flugzeugwerke in Frankreich besichtigte, verglich ich sie unwillkürlich mit unseren. Und jedes Mal kam ich mit tiefer Befriedigung zum Schluss, dass keines der von mir besichtigten französischen Werke dem Ausmaß, der Qualität der Ausrüstung nach in den Vergleich mit jedem unserem gewöhnlichen Flugzeugwerk kommen kann."
Und jetzt gehen wir von Emotionen zu trockenen Zahlen über. Schon 1937 verfügte die sowjetische Luftwaffe über 8139 Kampfflugzeuge – ungefähr über so viele Flugzeuge werden in 2 Jahren Deutschland (4093), England (1992) und die USA (2473) zusammengenommen verfügen. (1) Zum 1. Oktober 1939 wurde der Flugzeugpark der sowjetischen Luftwaffe gegenüber früher ums anderthalbfache (auf 12677 Flugzeuge) erhöht, und überstieg schon jetzt die Gesamtzahl der Flugzeuge in allen am angefangenen Weltkrieg beteiligten Ländern.
1940 produzierte das kämpfende Deutschland 1877 einmotorige Jagdflugzeuge und 3012 Bombenflugzeuge, die UdSSR - 4179 und 3301 dementsprechend. Sogar 1941, angesichts des Verlustes oder der Evakuierung einer Reihe von führenden Werken, produzierte die UdSSR zweieinhalb so viele Jagdflugzeuge, wie Deutschland (7080 gegenüber 2852), während sie aber weniger zweimotorige Bombenflugzeuge produzierte ( 2861 gegenüber 3783)…
…………
….. Noch ein im Massenbewußtsein fest verankerter Mythos ist die VERBINDUNG, besser gesagt, deren Fehlen, das alle Unglücke verursachte.
Warum erwies sich gerade dieser Mythos als fast der „lebendigste“ von allen Werken sowjetischer Propagandahistoriker? Wahrscheinlich darum, weil er fast wahr ist. In der Wirklichkeit gab es keine Verbindung. In den ersten Kriegsstunden, -tagen und -wochen war jeder Informationsaustausch zwischen Stäben und Truppenteilen aller Ebenen praktisch völlig lahmgelegt. Das Oberkommando hatte in der Regel keine Informationen über den Standort, Aktionen, Verluste seiner Untergeordneten. Teile und Verbände der eigenen Armee wurden mit Hilfe von Aufklärungsflugzeugen gesucht – unglaublich, aber es ist Tatsache. Der Feind wurde „plötzlich“ Dutzende (und in den ersten Kriegstagen – Hunderte) Kilometer von der Frontlinie entfernt entdeckt, die – verspäteten Berichten nach zu schließen – angeblich von unseren Truppen hätte gehalten werden sollen (gerade diese Ereignisse ließen unzählige Gerüchte über „deutsche Fallschirmjägertruppen“ entstehen).
Das alles ist die reinste Wahrheit. Weiterhin verdrehten sowjetische „Historiker“ diese Wahrheit so geschickt, dass durchtriebene Kartenfalschspieler sie darum hätten beneiden können, indem sie die fehlende Verbindung zwischen Befehlsstellen als eine wissentlich falsche These über das „Fehlen technischer Nachrichtenmittel“ hinstellten, was nicht dasselbe ist.
Um die Verbindung herzustellen, braucht man:
- ein Subjekt, mit dem man sich in Verbindung setzen will
- den Wunsch des Subjekts, sich in Verbindung zu setzen
- und wenn die ersten zwei Bedingungen gegeben sind, erst dann braucht man technische Nachrichtenmittel (zum Beispiel, Trommeln, Tamtams, Jagdhörner, Leuchtraketen u.a.).
Napoleon, Suworow und Kutusow befehligten riesige Armeen mit zahlreicher Artillerie überhaupt ohne ein einziges Telefon. Im ersten Weltkrieg basierte die Verbindung in millionenstarken Armeen, die schon mit Panzern und Flugzeugen ausgestattet waren, erfolgreich auf der Verwendung von Drahttelefonen, während Funkgeräte damals seltene Exotik waren. Und endlich war und bleibt ein ausgezeichnetes „technisches Nachrichtenmittel“ ein Bote, der auf einem Pferd reitet, mit einem Motorrad, Fahrzeug, Boot fährt, mit einem leichten Flugzeug, Hubschrauber fliegt…
"...Am 22. Juni um 6:50 Uhr passierte ich mit einem Sturmboot den Bug… indem ich Panzern der 18. Panzerdivision auf der Spur war, erreichte ich eine Brücke über den Fluß Lesna… im Laufe des ganzen Nachmittages des 22. Juni begleitete ich die 18 Panzerdivision....
Am 23. Juni um 4:10 Uhr verließ ich meinen Gefechtsstand und begab mich ins 12. Armeekorps, aus diesem Korps fuhr ich ins 47. Panzerkorps, ins Dorf Bildejki, 23km östlich von Brest-Litowsk Danach begab ich mich in die 17. Panzerdivision, bei der ich um 8 Uhr ankam… Dann fuhr ich nach Pruzhani, wohin der Gefechtsstand der Panzergruppe verlagert wurde…...
Am 24 Juni um 8:25 Uhr verließ ich meinen Gefechtsstand und fuhr in Richtung Slonim. Unterwegs traf ich auf die russische Infanterie, die die Chaussee unter Beschuß hielt… Ich mußte einschreiten, und durch den Beschuß mit dem Maschinengewehr aus dem Panzerbefehlswagen zwang ich den Feind, seine Stellungen zu verlassen...
Um 11:30 Uhr kam ich beim Gefechtsstand der 17. Panzerdivision an, der sich am westlichen Außenbezirk von Slonim befand, wo ich neben dem Kommandeur der Division dem Kommandeur des 47. Korps begegnete… " ( 16)
In so einer ziemlich deutlichen Weise erklärt G. Guderian, warum die Rote Armee im eigenen Gebiet „keine Verbindung“, und die deutsche Armee in unserem Gebiet Verbindung hatte. Der Kommandeur der 17. Panzerdivision der Wehrmacht hätte einfach niemanden anrufen sollen. Sein unmittelbarer Vorgesetzter, der Kommandeur des 47. Panzerkorps leitet zusammen mit ihm im selben Gefechtsstand das Gefecht persönlich, und der oberste Vorgesetzte unter ihnen der Kommandeur der Panzergruppe Guderian bricht mehrmals täglich in jede seiner Divisionen unter dem feindlichen Feuer aus.
Und umgekehrt - auch wenn die Stäbe der Roten Armee flächendeckend mit Terminalen für Satellitenkommunikation ausgerüstet gewesen wären, hätte das gar nichts an der Situation ändern können, als die Kommandeure auseinandergelaufen waren, oder wenn sie (Kommandeure) mit übergeordneten Kommandeuren einfach darum nicht kommunizieren wollen, weil sie ihnen nichts Gutes mitteilen können.
Und nicht am 22 Juni 1941 brach dieses Mißgeschick über die Rote Armee „plötzlich“ herein. "Nachdem sich Genosse Blücher zum Ort des Geschehens begeben hatte, vermied er auf jede Art und Weise die direkte Verbindung zu Moskau… Drei Tage lang (sogar bei einer ordnungsgemäß funktionierenden Telegraphenverbindung) konnte man den Genossen Blücher nicht erreichen". Das ist ein Auszug aus dem Befehl des Verteidigungsministers Woroschilow Nr. 0040 vom 4. September 1938, und dieser Befehl galt der lokalen militärischen Auseinandersetzung am Hassan-See. Mit dem Beginn des Großen Krieges wurde die Situation unermeßlich schlechter, und keine Kabel, keine Funkgeräte im Panzerzug konnten die Verbindung in der Armee, wo Kommandeure und Stäbe zu Hunderten und Tausenden verschwanden, in Gang bringen.
Und es gab Kabel. In großen Mengen. So standen dem Fernmeldedienst nur im westlichen Sondermilitärbezirk (laut Bericht des Bezirkstabschefs Generalmajor Klimowskich vom 19.Juni 1941) ungefähr 117 Tausend Isolierkörper, 78 Tausend Haken und 261 Tonnen Kabel zur Verfügung (66, S. 44) Insgesamt verfügte die Rote Armee zum Stand am 1. Januar 1941 über 343.241 km Telefon- und 28.147 km Telegraphenkabel. Mit Kabeln in dieser Menge hätte man die Erde den Äquator entlang 9 mal wickeln können.
Telefone aller Arten gab es 252.376 Stück. Im Durchschnitt – mehr als 800 Telefone pro Division. Telegraphengeräte gab es selbstverständlich viel weniger – „nur“ 11.049 Stück, dazu auch 247 „BODO“-Geräte für verschlüsselte Verbindung. (4, S. 623). Aber der allgemeinen Meinung sowjetischer Historiker nach war das alles nicht „das Richtige“. Und alle wissen warum – deutsche Saboteure hatten in den ersten Kriegsstunden alle Leitungen durchschnitten. Und gerade deshalb…
In der Tat gab es wirklich Saboteure. Jeder der 4 Panzergruppen der Wehrmacht wurde noch eine Kompanie der Saboteure aus dem Sonderregiment „Brandenburg“ zugeteilt. Die Kompanie bestand aus 2 Offizieren, 220 Unteroffizieren und Schützen, u.a. 20 - 30 Personen mit Russischkenntnissen. (46, S. 55) Dieser unzähligen Horde standen nur ein paar Stunden zur Verfügung (aus Vertraulichkeitsgründen fingen die Deutschen erst vor dem Sonnenaufgang am 22. Juni 1941 an, Leitungen zu durchschneiden). Sowjetische Partisanen gab es in Weißrussland vor Beginn des Unternehmens Bagration (Juni 1944) der gewöhnlichen Meinung zufolge mehr als 200 Tausend. Die Zeit zum Durchschneiden der Leitungen war praktisch unbegrenzt - der Krieg dauerte schon 3 Jahre, so daß es sich nicht mehr lohnte, feindselige Handlungen und Absichten zu verheimlichen. Ist es damals gelungen, im Juni 1944, im selben Gebiet „alle Leitungen“ zu durchschneiden und die deutsche Armee verbindungslos zu machen?
Funkgeräte gab es in der Roten Armee auch (deswegen war es im Prinzip unmöglich, diese Armee verbindungslos nur mit Hilfe von Scheren zu machen). Um das Thema über die tatsächliche Ausstattung der Roten Armee mit Funkverbindungsmitteln zu veranschaulichen, greifen wir auf die Informationen aus dem Mobilmachungsplan MP-41 zurück (nachfolgend werden wir noch mehrmals auf dieses wichtige Dokument zurückkommen), der von Timoschenko und Zhukow am 12. Februar 1941 unterschrieben wurde. Zum Stand am 1. Januar 1941 waren die Streitkräfte der UdSSR wie folgt aufgestellt: ( 6, S. 622-623 )
- Frontfunkgeräte (RAT) - 40 Stück ( durchschnittlich je 8 für jede der 5 zukünftigen Fronten)
- Armee- und Korpsfunkgeräte (RAF, RSB) - 1613 Stück (durchschnittlich je 18 pro Schützenkorps und mechanisiertes Korps)
- Regimentsfunkgeräte (5AK) - 5909 Stück (durchschnittlich je 4 pro Regiment)
Insgesamt - 7566 Funkgeräte verschiedener Arten
Selbstverständlich gehören dazu keine Panzer- und Flugzeugfunkgeräte. Und das war am 1. Januar 1941. Die Werke arbeiteten „friedlich und schöpferisch weiter“, und zum 22. Juni sollte es noch mehr Funkverbindungsmittel geben. So war nach dem Plan des Jahres 1941 die Herstellung von 33 RAT, 940 RSB und RAF, 1000 5АК vorgesehen. In der Notiz zum Mobilmachungsplan MP–41 fehlen unverständlicherweise die Informationen über das Vorhandensein des Vorgängers von RAF – eines leistungsstarken (500 W) Funkgerätes 11–AK, obwohl es sehr viele solche Komplexe in den Truppen gab. So verfügte der Kiewer Sondermilitärbezirk (58 Divisionen) am 10. Mai 1941 über 5 Komplexe RAT, 6 RAF, 97 RSB, 126 11-АК – Funkgeräte und 1012 Regimentfunkgeräte 5АК.(6, S. 191) Auch Regimentfunkgeräte 5АК nicht mit eingerechnet, kommt man im Durchschnitt auf je 4 leistungsstarke Funkgeräte pro Division.
Und jetzt sollen wir erklären, was diese Großbuchstaben bedeuten.
Das von den erwähnten Funkgeräten leistungsschwächste Funkgerät (5AK) hatte eine Reichweite von 25 km bei Telefonverbindung und 50 km bei Telegraphenverbindung. D.h., obwohl es in der Roten Armee als „Regimentfunkgerät“ galt, überschritt seine tatsächliche Reichweite die vorschriftsmäßige Breite der Verteidigungsfront einer Division ums mehrfache. 5АК war so groß, wie eine große Truhe und konnte sowohl im Wagenkasten eines Fahrzeuges, als auch mit Zweier-Pferdegespannen transportiert werden.
Das Funkgerät RSB wurde standardmäßig auf ein Fahrgestell eines Fahrzeuges aufgestellt, hatte eine Sendeleistung von bis zu 50 W und sicherte eine Reichweite der Telefonverbindung von 300 km, d.h. tatsächlich im Bereich der Kampfhandlungen einer Armee oder sogar einer Front. RAF ist ein bedeutend leistungsstärkeres (400-500 W) Gerät, das auf 2 LKWs ZIS-5 aufgestellt wurde.
Als ein wahres Wunder der Technik der 40er Jahre konnte der RAT-Komplex gelten. Eine riesige Leistung (1,2 кW) gab die Möglichkeit, die Telefonverbindung auf einer 600 km langen Strecke und Telegraphenverbindung – auf einer bis 2000 km langen Strecke sicherzustellen. Das Schema des Senders gab die Möglichkeit, auf 381 fixierten Verbindungskanälen mit automatischer Frequenznachstellung zu arbeiten. Für den Transport der ganzen RAT-Ausrüstung mit autonomer Stromversorgung wurden 3 LKWs ZIS-5 eingesetzt, das Bedienungspersonal des Funkgerätes bestand aus 17 Personen. Bemerkenswert ist, dass der Roten Armee nach dem Mobilmachungsplan MP–41 117 (!!!) RAT - Frontkomplexe zustanden. In der Tat marschierte die Rote Armee in Berlin ein, ohne daß sie irgendwann über mehr als 50 RAT gleichzeitig verfügte…
Außer den obengenannten leistungsstarken Fahrzeugfunkanlagen verfügte die Rote Armee über Zehntausende tragbare Funkgeräte für Bataillone und sogar für Kompanien (RB, RBK, RBS, RBM), deren Leistung 1-3 W und Reichweite 10-15 km betrug. Am 1. Januar 1941 gab es 35.617 derartige Funkgeräte. Mehr als 100 Funkgeräte taktischer Kette pro Division.
Selbstverständlich ist das sehr, sehr wenig. Im großen Artikel mit einer ausdrucksvollen Überschrift "Quellen der Niederlage in Weißrussland" teilt der Autor schweren Herzens den Lesern mit, dass die Truppen des westlichen Sondermilitärbezirks mit "Regiments- zu 41 %, Bataillons- zu 58 %, Kompaniefunkgeräten - zu 70% " ausgestattet waren. (56) Und er hatte absolut Recht – es mangelte an Funkgeräten. Entsprechend der Sollstärke sollte eine Schützendivision der Roten Armee im April 1941 mit Funkgeräten wie folgt ausgestattet sein: Ein Haubitzenartillerieregiment sollte über 37 Funkgeräte (pro 36 Haubitzen), ein Artillerieregiment – über 25 Funkgeräte (pro 24 Geschütze), ein Schützenregiment – über 3 Funkgeräte und jedes der 3 Bataillone des Regiments über je 5 Funkgeräte verfügen.
Entgegen den in millionenstarken Auflagen verbreiteten Gerüchten waren sowohl Panzerzüge, als auch Panzer mit Funkgeräten ausgestattet. Noch 1933 wurde ein speziell für Panzer bestimmtes Funkgerät 71-ТК-1 in Serienproduktion gegeben. Dieses Kurzwellen-Simplex-Empfangs- und Sendefunkgerät sicherte die Reichweite der Telefonverbindung während der Fahrt bis zu 15 km, im Stehen - bis zu 30 km, in der Telegraphenbetriebsart - bis zu 50 km. Mit diesen Funkgeräten wurden auch Panzerwagen BA - 10/20 ausgestattet. Zumindest war der Panzer des Zugführers (d.h. jeder 3. Panzer) mit einem Funkgerät ausgestattet. In der Tat wurden 35-40% der Panzer zum Kriegsbeginn mit Empfangs – und Sendefunkgeräten ausgestattet. Zum Beispiel, verfügte die bei weitem nicht bestens ausgestattete 19.Panzerdivision (163 Panzer, d.h. die Hälfte des Sollbestandes, dabei gab es keine T- 34 oder KV) am 10. Juni über:
- 2 leistungsstarke Funkgeräte RSB
- 4 Regimentfunkgeräte 5-АК
- 16 Bataillonfunkgeräte RB
- 85 Panzerfunkgeräte 71-ТК-1
So sah das Bild in der Roten Armee im Juni 1941 aus. Auf den 25. Juni 1941 war die ordentliche Sitzung des Hauptmilitärrats der Roten Arbeiter- und Bauernarmee festgelegt, auf der die endgültigste Version der Felddienstordnung PU-39 endlich hätte bestätigt sein sollen. Die vor der Roten Armee gestellten Aufgaben wurden in diesem Dokument mit äußerster Klarheit formuliert:
"… Wenn der Feind uns den Krieg aufzwingt, so wird die Rote Arbeiter- und Bauernarmee die angriffslustigste Armee von allen Armeen sein, die jemals angegriffen haben. Wir werden den Krieg offensiv und mit dem entscheidenden Ziel führen, den Feind in seinem Gebiet zur Gänze zu zerschlagen. Die Kampfhandlungen der Roten Armee werden auf die Vernichtung hinzielen. Das Hauptziel der Roten Armee wird die Erringung eines entscheidenden Sieges und die vollständige Zerschlagung des Feindes sein…
…Jeder Kampf – offensiv und defensiv – hat es zum Ziel, dem Feind eine Niederlage zu bereiten. Aber nur die entscheidende Offensive in der Hauptrichtung, die mit der Einkesselung und der unablässigen Verfolgung endet, führt zur vollständigen Vernichtung der Kräfte und Mittel des Feindes. Der offensive Kampf ist die wichtigste Art der Kampfhandlungen der Roten Armee…
…Unter allen Bedingungen und in allen Fällen sollen mächtige Schläge der Roten Armee zur vollständigen Vernichtung des Feindes und zur schnellen Erringung des entscheidenden Sieges mit geringen Verlusten führen…
…Ein Angriff ist die Hauptart des Gefechtes, die die Vernichtung des Feindes und die Erringung des vollständigen Sieges sichert… Ein Angriff ist ein Merkmal der Überlegenheit gegenüber dem Gegner".