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Worin liegt dann der Grund für die nie da gewesene militärische Katastrophe im Sommer 1941? Meine Antwort lautet so: Der Grund dieser Katastrophe liegt außerhalb des Bereiches der Taktik, Strategie, Anzahl und Qualität der Kampfgeräte oder des berüchtigten deutschen plötzlichen ersten Angriffes. Die Sowjetunion und ihre Armee waren auf den Krieg nicht vorbereitet, was die den Kampfgeist und die Organisation anbetrifft. Die Soldaten waren nicht bereit, sich selbst für den Kampf zwischen Stalin und Hitler um die Beute aufzuopfern. Aber trotz der kolossalen technischen und personellen Verluste ist es der Roten Armee nicht gelungen, zu einem adäquaten Instrument für einen langen blutigen Konflikt zu werden. Massenhafte Fahnenflucht, Gefangenschaften, zurückgelassene Waffen (Gewehre, sowie schwere Panzer) dominierten in der sowjetischen Armee. Wenn man es einfacher sagt, so waren es nicht zwei auf dem Gefechtsfeld kämpfende Armeen, es gab eine gut organisierte deutsche Armee und einen nicht kontrollierten panikergriffenen Haufen bewaffneter Sowjets, der schnell zu einer Menge Gefangener und Fahnenflüchtiger wurde.
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Unsinnige Erfindungen über „durch einen plötzlichen Angriff vernichtete Flugzeuge“ war für sowjetische Propagandisten aus zwei Gründen vom Vorteil: Erstens passte diese These perfekt zu dem für die ganze sowjetische Mythologie wichtigsten Sinnbild „des ruhig schlafenden sowjetischen Landes“, dessen Leitung angeblich gar an keinen Krieg dächte. Zweitens gab sie die Möglichkeit, sich der tatsächlich wichtigen Diskussion zu entziehen: Warum konnten die riesigen sowjetischen Luftstreitkräfte, die mehrmals dem Gegner ums mehrfache zahlenmäßig überlegen waren, keinen mehr oder weniger bedeutenden Einfluß auf den Verlauf der Kampfhandlungen der ersten Tage und Wochen des sowjetisch-deutschen Krieges ausüben? Eine absurde These über „die auf den ruhig schlafenden Flugplätzen zerstörten Flugzeuge“, die außer den unendlichen unsinnigen Wiederholungen von nichts bestätigt wurde, überlebte ihre Schöpfer und wurde von den meisten Westhistorikern und –journalisten in vollem Maße als „eine festgestellte historische Tatsache“ wahrgenommen.
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Das Wunderbarste an dieser ganzen Geschichte ist vielleicht, daß fast keiner etwas davon mehr weiß. Wörter, wie „vergessener“, „unbekannter“, „verlorengegangener Krieg“ passen am besten zum sowjetisch-finnischen Krieg, dessen dramatische Ereignisse sich in grandiösen Erschütterungen des 2. Weltkrieges auflösten. Es ist schwer (sogar unmöglich), sich einen Amerikaner oder Engländer vorzustellen, der nicht weiß, dass die Armee seines Landes in den Jahren des 2. Weltkrieges auf dem europäischen Kontinent gekämpft hat. Unwiederbringliche Verluste der Roten Armee in allen sowjetisch-finnischen Kriegen (1939-1944) waren bedeutend höher, als die Zahl der toten Soldaten der Alliiertenarmeen bei der Befreiung von Westeuropa, aber dabei konnten nicht nur Leute „von der Straße“, sondern auch Absolventen der Fakultäten für Geschichte an sowjetischen Universitäten kaum zumindest annährende Daten des Beginns und der Beendigung des sowjetisch-finnischen Krieges, seine wichtigsten Phasen und Ergebnisse nennen.
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